Paternoster
abGRENZEN, beGRENZEN, entGRENZEN – eine Spurensuche
Ich bin mit 26 Jahren aus meinem Mutterland in mein Vaterland umgezogen. Mein Ziel war es, in Deutschland weiter zu studieren und dabei die Sprache meines Vaters zu erlernen, die ich von ihm nicht gelernt hatte. Mein allererster Wunsch war es, die Bücher zu lesen und zu verstehen, die mein Vater aus Deutschland mitgebracht hatte. Was danach kommen würde, hatte ich nicht geplant. Im ersten halben Jahr habe ich meine Deutschkenntnisse verbessert und anschließend begann ich, Informatik zu studieren. Dabei hat die analytische Denkweise der Informatik meine Faszination für die deutsche Sprache noch weiter gesteigert. Die Kommunikationsschwierigkeiten, die jeder Ausländer erlebt, haben mein Interesse an menschlicher Kommunikation geweckt. Ich sah die Kunst für mich als den einzigen richtigen und möglichen Weg, all meine Beobachtungen und Gedanken Form zu geben.
Die Sprache in all ihren Formen – schriftlich oder gesprochen – dient als zentrales Instrument der menschlichen Kommunikation. Mein künstlerisches Schaffen wird maßgeblich von meinem Interesse an den vielfältigen Ausdrucksweisen der Sprache und der Kommunikation getrieben. Durch meine intensive Auseinandersetzung mit Wittgensteins „Tractatus Logico-Philosophicus“ habe ich erkannt, wie der Prozess des Lesens, insbesondere eines wiederholten Studiums desselben Werkes, und mein künstlerischer Schaffensprozess sich gegenseitig beeinflussen können.
Die Grenzen der Sprache stehen im Mittelpunkt meiner künstlerischen Auseinandersetzung.
Iris Paternoster, 2025